Samstag, 28. November 2009

Eine blaue australische Blütenlandschaft.

Das bezaubernde blaue Killerunkraut.
Geschichte & Bilder von Werner Schmidlin

Während unserer Autoreise nach Südaustralien in 1999, wo damals eine unserer Töchter wohnte, fuhren wir durch vier Australische Staaten. Auf dem Weg durch die östlichen Staaten besuchten wir
mehrere Freunde. Als wir uns der südlichen Neu Süd Wales Stadt Albury näherten fiel unser Blick auf die bezaubernden, mit blauen Blumen bestücken Hügeln. Man könnte tatsächlich sagen, es war ein psychedelischer Anblick und sah fast so aus wie ein blauer Dunst über die entfernte Landschaft. Siehe Bild. „Was für eine wunderbare Ausstellung von blauen Wiesenblumen“, dachten wir, ohne den geringsten Gedanken zu haben, dass Blicke täuschen können. Auf das Bild klicken um zu vergrößern!

Wir blieben einige Tage bei unseren Freunden Walter & Erika Frey in Albury. (Einst von Saulgau Germany) Ich erzählte ihnen von den wunderschönen blauen Wiesenblumen welche die Landschaft verzierten. „Sie mögen wohl schön aussehen, aber sie haben einen sehr schlechten Ruf, sie sind sehr giftig und die Tiere die es fressen erleiden einen langsamen und qualvollen Tot“, erklärte uns Walter. Das dämpfte nun gewaltig unsere Begeisterung die wir für diese „schönen“ Wiesenblumen zeigten. Meine wissbegierige Tendenz ließ mir keine Ruhe und ich bestrebte mich mehr über diese schönen blauen Killerblumen herauszufinden. Im Ablauf dieser Geschichte wird sich herausstellen, dass dieses blaue Unkraut auch eine gute Seite zeigt.

Das deutsche Wort für dieses Unkraut ist: Natternkopf (Echium plantagineum) und in Australien ist es als „Paterson’s Curse“ bekannt. Paterson ist der Name von der Familie, welche den Samen von dieser Pflanze in Australien von Schotland in den 1800 Jahren einführte und „curse“ ist das englische Wort u. a. für Plage, Fluch, Unglück, Verwünschung. Die Paterson Familie wohnte in der Nähe von Albury NSW und wollte den Samen an botanische Gärten verkaufen und auch selbst diese blauen Blumen pflanzen. Seit dieser Zeit hat sich dieses Unkraut zusehends im südlichen Teil von Australien von der Ostküste bis zu der Westküste verbreitet. Man kalkuliert, dass dieses Unkraut dem australischen Viehzüchter 30 Millionen Dollars per Jahr kostet and dazu kommt noch; ihr
Weideland wird degradiert. Auf der anderen Seite jedoch ist diese eindingliche pflanze von den Bienenzüchter sehr erwünscht als ein gute Quelle von Honig.

Als wir im Staat „Südaustralien“ ankamen sahen wir weitläufige Flächen mit diesen blauen Wiesenblumen, aber wir wussten dann um was es sich drehte. Das ist ein schlimmes Unkraut und es übernimmt sehr schnell große Flächen von Weideland and vollständig erdrosselt das Grass. Chemische Spritzmittel sind nicht besonders erfolgreich dieses Unkraut zu bekämpfen, obwohl mit jährlichem spritzen kann man es einigermaßen in Schach halten. Leider aber, ist es fast unmöglich es vollständig auszumerzen auf Grund dessen Fortpflanzungsfähigkeit. Jede Pflanze erzeugt eine große Anzahl von Samen und jeder Samenkern kann schlummernd bis zu 15 Jahren im Boden liegen. Die Forschungsanstalten der Staatsregierungen in Australien experimentieren laufend mit biologischen Mitteln und hoffen eventuell Erfolg mit totaler Ausmerzung von diesen Unkraut zu haben. Bild. Paterson’s Curse Blüten.

Dieses von Landwirten unerwünschte Unkraut vernichtet alle Konkurrenz, wenn es ungestört gelassen wird
haben die Landwirte blaue Weiden, welche für viele ihrer Tiere tödlich sind. Die Reproduktion von diesem Unkraut ist einzig und allein von der enormen Samenerzeugung abhängig, ohne das würde es aussterben.

Diese Pflanze ist für das Vieh sehr giftig und in einem ABC (Australian Broadcasting Corporation) Bericht (Fernsehen Programm) in Victoria moderiert von Kerry O’Brien vor einiger Zeit wurde berichtet, dass 40 Pferde alleine in der Canberra Gegend getötet werden mussten welche diese Pflanze gefressen hatten.. Trotz bester Sorgfalt von vielen Tierhaltern, Paterson’s Curse nahm viele Opfer durchaus den Südosten von Australien. Das Pflanzengift staut sich in der Leber vo
n den Tieren und kann tödlich sein, besonders für Schweine und Pferde.

Eine Farmerfrau gab eine bildliche Darstellung wie Sie hilflos zuschauen musste wie Ihr acht Jahre alter Wallach, Roly, auf ihrem Grundstück außerhalb Canberra an Paterson’s Curse Vergiftung starb. „Roly kickte langsam seinen Magen als ob er eine Kolik hätte; er lief umher wie ein besoffener, er kreuzte seine Füße, lief komisch umher und mit seinem Kopf nach unten und trank enorme Mengen Wasser. Nach einiger Zeit ist er umgefallen und nicht wieder aufgestanden, der Tot beendigte sein Leiden,“ sagte die Frau

Diesen Schmerz mussten viele andere Pferdebesitzer im Canberra Bezirk ebenfalls erleben, wo der Tod von vielen Pferden offiziell erkannt wurde. Es zeigte wie giftig diese Pflanze für große
Tiere ist.

Nun habe ich Euch von den schlechten Eigenschaften von dieser Pflanze erzählt, nun muss ich auch noch etwas von der guten Seite von diesem Pflanzenparadox sagen.

Ich habe ja schon vorhergehend erwähnt wie wertvoll diese Pflanze für Imker ist. Aber „Paters
on’s Curse“ macht auch schöne Blumensträuße, und das Beste davon ist: sie sind frei, aber es gibt auch eine rare weiße Variation von dieser Pflanze.

Da gibt es aber noch einen anderen Aspekt von dieser „Curse“, nämlich, sie liefern einen gewaltigen Beitrag für die menschliche Gesundheit.

In der Universität von Sydney Australien arbeiten sie an einem bahnbrechenden Projekt um das weit verbreitete giftige Unkraut als eine kultivierbare Landwirtschaftpflanze anzubauen. Paterson’s Curse ist in allen australischen Staaten und Territorien anerkannt als ein signifikantes Unkraut wegen dessen aggressiver Natur und giftigen Effekt an Pflanzen fressende Tiere, aber die Pflanz
e erzeugt auch Samen der sehr hoch in Omega drei und Omega sechs, (Fettsäure) ist und damit eine wertvolle Ergänzungsnahrung ist.

Paterson's Curse wird in Europa, England, USA und Kanada angebaut wo die Fortpflanzungsforschung es erzielte giftfreie Arten zu entwickeln – und wo der Bedarf für Öl wächst. Dr. Colin Duke, der außerordentliche Professor der Fakultätspharmazie von der Sydney Universität, sagt, dass die Entwicklung von einem weniger giftigen Paterson’s Curs
e eine mögliche Lösung wäre für dieses Unkrautproblem welches es für Australien bringt.

Bitte ein Kommentar. - Werner

PS. Wer Englisch lesen kann:
Klickt hier.Und liest Meine australische Bundesregierung Rezension




Dienstag, 17. November 2009

Zwei Eimer.

Eine schöne kleine Geschichte von welcher wir etwas lernen können, nämlich: dass wir an Fehler vorbei schauen sollen – nichts ist perfekt auf dieser Welt. - Werner

Zwei Eimer.

Eine ältere Chinesische Frau hat zwei große Eimer am Ende einer Stange, welche sie auf ihrer Schulter trägt.

Einer der Eimer hatte einen Riss in der Seite, während der andere perfekt war und lieferte immer den vollen Eimer mit Wasser.

Am Endes des langen Weges, vom Bach zum Haus, der Eimer mit dem Riss kam nur mit dem halben Wasser an.

Zwei jahrelang ging das so täglich weiter, und die ältere Frau brachte nur ein und einen halben Eimer Wasser zurück.

Selbstverständlich, der perfekte Eimer war stolz auf seine Leistung.

Aber der Arme Eimer mit dem Riss in seiner Seite schämte sich über seine Unvollkommenheit und war unglücklich dass er nur das halbe tun konnte, für was er gemacht wurde.

Nach zwei Jahren fühlte der Eimer ein vollständiges Fiasko gewesen zu sein und sprach zu der alten Frau beim Bach.

„Ich schäme mich wegen meines Fehlers in meiner Seite, welches verursachte Wasser vom Eimer zu entrinnen dem ganzen weg entlang bis zu ihrem Haus“.


Die alte Frau lächelte and sagte: „Hast du bemerkt, dass auf deiner Seite vom Weg Blumen wachsen, aber nicht auf der anderen Seite?“

Ich habe schon immer von deinem Fehler gewusst und ich pflanzte Blumen und säte Blumensamen an deiner Seite vom Weg und jeden Tag, wenn wir vorbei gehen bewässerst du sie“.

Zwei jahrelang konnte ich die schönen Blumen pflücken und damit meinen Tisch dekorieren. Hättest du nicht diesen Fehler gehabt dann würde diese Schönheit nicht das Haus schmücken.“


Jeder von uns hat seine einzigartigen Fehler. Aber es sind die Unvollkommenheiten die jeder von uns besitzt, welches unser Leben so interessant und lehrreich macht.

Man muss alle Leute nur so nehmen wie sie sind und nur für das Gute in ihnen zu sehen.
* * * * *
So, zu all meinen lieben und genauso „fehlerhaften“ Freunden wie ich, habt ein schöner Tag und vergisst nicht die Blumen zu riechen an euerer Seite vom Pfad. Werner

Mein Zitat für heute.
Die Blume ist das Lächeln der Pflanze!


Samstag, 7. November 2009

Meine französischen Beziehungen.

Das ist nur eine von meiner vielen Geschichten aus meinem vielfältigen Leben.
Von Werner Schmidlin Yorkeys Knob Qld. Australien

Das ist ein Auszug vom ersten Kapitel meiner Memoiren, auf Deutsch übersetzt, von meiner englischen Version. Ich war nur 15 Jahre alt, wenn diese Geschichte stattgefunden hat.

Meine Neigung, als junger Bursche, unilaterale Entscheidungen zu treffen und sie durchzuführen, hatte öfters für mich, unerwünschte Konsequenzen. Mein selbstsicheres und unabhängiges Denken sowie meine Tendenz, nie zu fragen, ob ich dies oder jenes machen könnte, oder nicht machen könnte, um eine negative Antwort zu vermeiden, war für meine Eltern und Großeltern immer Besorgnis erregend.

Es war im Jahr 1945, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, und unser Staat war von französischen Besatzungstruppen besetzt. Bischoffingen ist, wie schon seit langer Zeit, eine Landwirtschaftsgemeinde. Die meisten Landwirte hatten ihre eigene Brennerei und erzeugten Schnaps von ihren verschiedenen Obstsorten sowie ausgedrückten Trauben, und das half, ihr einkommen zu ergänzen.

Da ich viel mit dem Fahrrad umher fuhr, machte ich Bekanntschaft mit einem französischen Soldat, mit ziemlich dunkler Hautfarbe, welcher öfters an der Strasse entlang spazierte, wenn er dienstfrei war. Wir hatten ab und zu Zwiegespräche miteinander, er sprach ein wenig gebrochenes Deutsch. Manchmal fragte er mich auf meinem Fahrrad etwas umherzufahren. Ich war vielleicht etwas naiv aber ich verdächtigte nie, dass vielleicht in seinem streben mit mir freundlich zu werden, ein Hintergedankenmotiv stecken könnte. Eines war jedoch sicher, ich hätte ihn nie in einer dunklen Seitengasse treffen wollen.

Eines Tages, zu meiner großen Überraschung, fragte er mich, ob ich ihn mit etwas Schnaps beliefern konnte. Schnapps? Wiederholte ich nochmals, etwas skeptisch. Ich dachte einige Sekunden darüber nach, „was für einen Nutzen würde wohl für mich darin sein?“ „Ach ja,“ dachte ich, „wir brauchen doch Benzin für unseren Rebspritzmotor. Benzin, um diese Zeit war genauso rar wie Hühnerzähne, in anderen Worten – es gab keines für Deutsche. Die einzigen Leute, welche Benzin um diese Zeit hatten, waren die Besatzungstruppen. Mein Gehirn arbeitete wie verrückt. “Kannst du mir Benzin besorgen?“ Fragte ich ihn etwas zurückhaltend. „Ja, das kann ich,“ sagte er mit Nachdruck.

Hier entstand nun meine französische Verbindung. Ich verlangte nun von dem Franzose, dass ich für 4 Liter Schnaps 20 Liter Benzin haben wollte. Er sagte, das wäre OK und kein Problem, und mit einem Handschlag bekräftigten wir diesen zweiseitigen 'Geschäftsvertrag’. Das war nun ein höchst geheimes Unternehmen. Wir vereinbarten dass der Umtausch von Schnaps und Benzin in Flaschen gemacht werden müsste, damit der ganze Handel unauffällig bliebe – letzten Endes musste ja der Franzose das Benzin klauen. Ich dagegen, hatte mir nie in den Kopf kommen lassen, dass Schnaps von meiner Familie zu nehmen, ohne ihr Wissen oder Genehmigung und gegen Benzin umzutauschen, auch als Diebstahl betrachtet werden könnte. Schließlich, wird meine Familie nur Nutzen daraus ziehen und endlich Benzin für den Rebspritzmotor erhalten, was ich machte ist ja ganz einfach nur Umtauschhandel und nicht stehlen, so dachte ich.

Wir lagerten unseren Schnaps in großen, 20 bis 30 Liter Glasflaschen die von einem Weidenkorb eingeflochten waren. Diese Beschützung machte auch das Fehlen von einigen Liter Schnaps nicht sichtbar. Da dies ein sehr geheimes Unternehmen war, benötigten wir eine geheime Ablagestelle. Wir fanden solch eine Stelle, ein Gebüsch, am Waldesrand vom Käselberg. Solltet ihr nun denken, dass ich eine Szene aus einem Spionagethriller von einem James Bond Film abschrieb, dann seid ihr falsch daran, das war nicht der Fall, und alles ist genauso passiert, wie ich es beschreibe.

Wie in einem Schachspiel, ich dachte immer einige Züge voran. Es war mir klar, dass meine Eltern und Großeltern mir eventuell, die Frage stellen würden:

„Ja, woher hast du dieses Benzin bekommen und was hat es gekostet?“ Ich hatte natürlich eine fertige Antwort auf Lager: „Ich habe das Benzin vom Franzosen bekommen als Dank, dass ich ihn ab und zu auf meinem Fahrrad fahren ließ“. Ich konnte mir schon ein Bild machen von einen angenehmen und zugleich verblüfften Gesichtsaudruck meiner Eltern & Großeltern, wenn ich mit 20 Liter Benzin auftauchte. Auf der anderen Seite, jedoch, könnt es sein, dass ich mir etwas vormachte. Der Gedanke, dass ich vielleicht mit Feuer spielte, welches unvorhergesehene Folgen haben könnten kam mir nicht in den Kopf. Mein überwiegender Wunsch, meine Familie mit dem sehr benötigten Benzin zu überraschen inhibierte meinerseits, rationelles Denken.

Wenn die Familie nun beim Arbeiten in den Feldern oder den Reben waren f
üllte ich Zuhause vier Flaschen Schnaps ab. Diese, wie Wasser aussehende Flüssigkeit wurde aus verschiedenen Gründen von Leuten getrunken. Die allgemeine Norm war, man drank Schnaps in der Hauptsache um die menschliche ‚Gesundheit’ aufrecht zu erhalten. Schnaps verbesserte die Verdauung, man konnte damit so stark benebelt werden, dass man alle Sorgen vergaß, und selbstverständlich auch, zur gleichen Zeit, vertilgt es die menschlichen Darmwürmer.

Als ich mit meiner Schnapsabfüllung fertig war, mussten sie in das geheime Versteck gebracht werden – ohne irgend einen Verdacht auszulösen, ob mich jemand sehen koennte. Mit langen Hosen an, welche unten zugebunden waren steckte ich nun zwei Flaschen Schnaps in jedes Hosenbein und fuhr ganz leger zur meiner Schnapsablagestelle am Waldesrand. Nachdem ich sicher war, nicht beobachtet gewesen zu sein, legte ich die Flaschen in das Versteck.

Meine Seite, von diesem geheimen Vertrag, war nun erfüllt. Bald wird, wo einmal vier Flaschen Schnaps lagen, zwanzig Liter Benzin liegen. So dachte ich mir. Als ich einige Stunden später die Ablagestelle besuchte erwartete ich mit Vorfreude einen Behälter mit 20 Liter Benzin zu finden. Zu meinen Schock fand ich, dass der Schnaps verschwunden war, aber kein Benzin war zu finden. Es war nun ein Fall von: „Das Nest war leer und der Vogel ausgeflogen“. In meiner Naivität, kam mir das aber nicht gleich verdächtig vor. Ich dachte, dass der Kerl vielleicht beim Klauen erwischt wurde und in Haft war, oder vielleicht keine Gelegenheit hatte Benzin abzuzapfen.

Mein regelmäßiger Besuch zur der geheimen Ablagestelle, in der Hoffnung Benzin zu finden, war ergebnislos. Es kam mir jedoch etwas komisch vor, dass ich den Soldat nicht mehr spazieren gehen sah. Ich fuhr mehrere Male am Tag beim Armeelager vorbei, aber nicht einmal konnte ich nur einen flüchtigen Blick von ihm zu sehen bekommen. Nach ihm zu fragen kam
aus klaren Gründen nicht in Betracht. Es muss jedoch irgendein Grund für seine Abwesenheit vorliegen grübelte ich nach. Könnte es vielleicht sein, dass er alle vier Liter Schnaps auf einmal getrunken hatte und zu krank war um Benzin abzuzapfen, oder vielleicht an Alkoholvergiftung gestorben ist?

Langsam fing es mir an zu tagen, dass etwas faul an der Sache war und ich auf einen Betrug reingefallen bin, ich faste mich mit diesem möglichen Niederschlag ab und versuchte die Angelegenheit zu vergessen. Es war meine Absicht, dass niemand etwas davon erfahren würde. Es ging jedoch nicht an mir verloren, dass es für mich eine bedeutsame Lehre war, nicht jedem Menschen zu trauen und dazu noch vier Flaschen Schnaps als Lehrgeld zu bezahlen.

Nach etwa zwei Wochen, während einer Fahrradfahrt in der Gegend herum, fand ich wieder mein ‚Benzinlieferant’ beim spazieren gehen. „Wie steht’s mit meinem Benzin,“ wollte ich wissen. Er hatte allerhand Ausreden. Er sei krank gewesen und konnte kein Benzin abzapfen und er versicherte mir, innerhalb von zwei Tagen mich mit Benzin zu beliefern.

Er war so überzeugend, dass ich momentan, meine vorher gemachte „Lehrgeld Bezahlung“ vergaß, fremden Leuten, und besonders früheren Feinden, nicht vertauen soll hatte sich noch nicht in mein Gehirn eingesickert. Als er mich nun noch einmal fragte, ihm das Fahrrad zu leihen, gab ich es ihm, dummerweise, noch einmal. Ich schaute nun zu, wie er mit meinem Fahrrad in der Ferne von meiner Sicht verschwand.

Nachdem ich nun eine sehr lange Zeit auf seine Rückkehr und mein Fahrrad wartete, lief ich, etwas bedrückt, nach Hause. Als es nun gegen Abend ging ohne mein Fahrrad zurückzuhaben, gab es für mich keine andere Alternative, als meinen Eltern und Großeltern zu erzählen, was vorgekommen war. Ich betrachte die Situation in welcher ich mich fand, ganz genau, aber ich kam zum Schluss, dass es keinen Ausweg gab, die Wahrheit von dieser Episode von A bis Z zu schildern. Meine Eltern und Großeltern, wussten nur zu gut, meine Fähigkeit solche Eskapaden auszuführen und waren nicht überaus schockiert meine Geschichte zu hören und gewährten mir eine gewisse Toleranz, zugunsten meiner guten Absicht.

Großvater rief sofort die Polizei in Oberrotweil an. Der Polizeibeamte kam bald darauf mit dem Fahrrad an und fragte mich einige zweckdienliche Fragen und anschließend informierte er den französischen Kommandant in Oberrotweil darüber. Bald darauf, erschien bei uns der Kommandant und zwei andere Offiziere, einer davon war der Dolmetscher. Alle waren sehr freundlich und die ganze Angelegenheit wurde in einer freundlichen Atmosphäre besprochen. Sie zeigten mir verschiedene Bilder von welchen ich meinen angeblichen Benzinlieferant identifizierte. Von der „Körpersprache’ von diesen drei französischen Soldaten konnte ich ersehen, dass sie diesen Soldat schon von vorhergehenden Ereignissen her kannten.

Nachdem alles besprochen war, verabschiedeten sich die drei Soldaten, und zu unserer großen Überraschung boten sie uns an Benzin zu geben, was wir dankend annahmen. Wir fanden das sehr erstaunenswert und sagten nachher, was für eine schöne Geste das war, freundliche Beziehungen zu fördern – und insbesondere, von unserem früheren Feind. Von diesem Zeitpunk an, begegnete ich nie wieder dem, in jeder Hinsicht, ‚dunklen’ Soldaten.

Der französische Kommandant war aber nicht der gleiche Hitzkopf, welcher meinem Vater die Leviten verlesen hatte, weil er seine Mütze nicht abnahm als wir am Lager vorbeifuhren, als sie im Begriff waren, ihre Flagge zu hissen. Aber das ist eine andere Geschichte und ist ausführlich im ersten Kapitel von meinen Memoiren beschrieben. Es wäre nun noch interessant, zu erwähnen, dass dieser freundliche Kommandant, nachdem er die Militärkarriere beendete und in Ruhestand trat, eine deutsche Frau heiratete und sich in Oberrotweil ansässig machte.

Bienenzucht war, wie es der Zufall wollte, unser gemeinsames Hobby. Das gegenseitige Interesse von Bienenzucht brachte uns wieder zusammen und wir bildeten eine exzellente Freundschaft miteinander. Wir besuchten uns gegenseitig und über manche Tasse Kaffee oder ein Glas Wein, redeten wir über Bienen und in retrospektive kamen wir manchmal zur Benzinaffäre zurück. Die Moral davon ist, es zeigt, wie sich Situationen und Gesinnungen mit der Zeit ändern können, und Feinde, Freunde werden können.

Mein Zitat für heute. - Werner

Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. - Konrad Adenauer