Montag, 28. Dezember 2009

Wissenswertes von der australischen Tierwelt.

Ein weniger bekanntes australisches Beuteltier – das Bandicoot.
Werner Schmidlin, Yorkeys Knob Qld. Australien

Als ich in 1954 nach Austra-lien kam hatte ich allerhand Kenntnisse über Australiens bekanntestes Beuteltier – das Känguru, dass es aber andere Beuteltiere gab mit ihren eigenen interessanten Lebensweisen, fand ich erst heraus als ich nach Mossman kam, im hohen Norden von Queensland. (Australien), um Zuckerrohr zu schneiden.
Von Cairns nach Mossman sind es 60 KM.


In den vergangenen Jahren beleuchteten Zuckerrohrfeuer in Queensland während der Zuckerrohrernte den nächtlichen Himmel. Das Zuckerrohr wurde hauptsächlich darum abgebrannt um die trockenen Blätter loszuwerden und es machte das Zuckerrohrschneiden von Hand viel leichter. Es killte leider auch Tiere, welche das Zuckerrohrfeld ihr Heim machten. Heutzutage wird das Zuckerrohr nur maschinell abgeerntet und ohne abgebrannt zu werden..

Ein Zuckerrohrfeuer anzusehen, besonders wenn es dunkel war, war ein eigenartiges malerisches Naturschauspiel. Mit dem Wind hinter dem Feuer war es nicht selten, dass man öfters bis zu dreißig Meter hohe Flammen sah, es war einfach immer wieder eine bewundernswerte Ansicht – oder Schauspiel.

Unglücklicherweise hatte dieses schöne Schauspiel eine ominöse Seite. Viele Kleintiere, welche Unterkunft und gewissermaßen Schutz im Zuckerrohr fanden, wurden Opfer des Feuers, falls sie nicht schnell genug waren dem Feuermeer zu entrinnen, es drehte sich hauptsächlich, um Schlangen, Ratten und Bandicoots. Dem Letzteren ist diese Story gewidmet.

Ich vermute, dass sehr wenig Leute außerhalb von Australien jemals von diesem Beuteltier, ein Verwandter von dem nationalen Ikon, dem Känguru, gehört hatten und noch viel weniger jemals eines gesehen. Bandicoots zu sehen ist eigentlich nicht leicht da sie nachtaktive Tiere sind und erst aus ihren Verstecken herauskommen, wenn es dunkel wird und dann auf Nahrungssuche gehen. Ihre Nahrung besteht in der Hauptsache aus wirbellosen Tieren, wie z. B. Engerlinge, Würmer und Insekten, aber auch notfalls Wurzeln, Pilze und Beeren. Sie laufen über den Erdboden und schnuppern auf den Boden und ihr Geruchsinn ermöglicht ihnen, Würmer oder Engerlinge unter der Erde zu finden. Mit ihren schmalen Vorderfüssen graben sie Löcher um zur ihrer Nahrung zu kommen.

Die Vorderfüsse (Bild rechts) haben drei Zehen mit langen gebogenen Krallen, und die Löcher die sie graben werden unten eng (Keilform) und ihre lange Schnauze passt schön in das Loch – und dann ist es Mahlzeit. Die Bandicoots führen ein einsames Leben als Einzelgänger und verbringen den Tag versteckt in einem Nest, unter Büschen oder in einem hohlen Baumstamm.

Die Ausnahme von dieser Regel ist, wenn sie brünstig sind, dann dulden sie männliche Begleitung und wenn ihre „Liebesgefühle“ verschwunden sind bestehen sie darauf wieder alleine zu sein. Die Lebensdauer von Bandicoots ist nur etwa drei Jahre.

Wenn die Weibchen drei Monate alt sind, paaren sie sich zum erstenmal und das wird ein fortwährender Vorgang bleiben bis zum Ende ihres Lebens. Sie werden ihre Jungen im Beutel weiterhin säugen, wenn auch schon der nächste Wurf unterwegs ist.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich zum erstemal diesem interessanten kleinen Beuteltier begegnete und ich dachte es wäre eine übergroße Ratte. Es war in den 1950ziger Jahren, ich schnitt Zuckerrohr, in Mossman, im hohen Norden von Queensland als wir am Spätnachmittag ein Zuckerrohrfeld abbrannten, welches an ein Brachfeld angrenzte. Zur gleichen Zeit als die Feuerflammen gegen den Himmel tobten spielte sich unten am Boden sowie in der Luft ein Drama ab. Ich rief zum Zuckerrohrfarmer, Stan „schau mal auf die vielen großen Ratten an die dem Feuer entfliehen!“ „Das sind keine Ratten, das sind Bandicoots“, sagte Stan. „Was sind d
as?“ Fragte ich skeptisch. Dies war nun meine erste Bekanntschaft mit dem Namen Bandicoot, sowie dem Tier zu welchem der Name gehört. In der Zwischenzeit jedoch lernte ich mehr über das Tier und bin ihnen öfters zufällig über den Weg gelaufen.

Allerdings, für viele Bandicoots und Ratten, welche dem Flammenmeer entfliehen konnten und das Brachfeld erreichten, war kein Glücksfall Schwein gehabt zu haben. Viele wurden Opfer der Habichte, welche in großer Anzahl in der Luft kreisten, auf diese Gelegenheit mit Begierde warteten und einem Mahl entgegen schauten – für sie war es ein Festtag. Ich dachte an das englische Sprichwort, aber in umgekehrter Folge. „Aus dem Feuer heraus und in die Bratpfanne hinein“. (Vom Regen in die Traufe kommen.)

Bandicoot ist die gebräuchliche Bezeichnung für alle 23 Arten von diesen Beuteltieren, welche man in Australien, Papua Neu Guinea und Indonesien findet. Die Größen der Bandicoots ist verschiedentlich und schwebt zwischen15 bis 56 cm in Länge, je nach Art. Sie sehen aus wie eine Mischung von Ratte und Hase. Die Pelzfarbe variiert zwischen grau, braun und golden braun. Mir wurde von den Zuckerrohrfarmern erzählt, dass die ersten europäischen Ansiedler die Tiere Bandicoots nannten, weil sie der südindischen Schweineratte, oder Pandi-kokku, ähnlich waren – und der Name Bandicoot blieb stecken. Die anderen Mitglieder ihrer Gruppe, welche lange, Hasenähnliche Ohren haben, wurden von den Eingeborenen den Namen „Bilby“ gegeben.

Ich beschränke mich mit dieser Geschichte auf die Bandicoots mit denen ich familiär bin, das braune Bandicoot (Isodon macrourus) welches stark gebaut ist, eine kürze Nase hat und kleine Ohren, im Gegensatz zu (Perameles nasuta) welches leichter gebaut ist, eine lange Nase hat und lange Ohren. Die langnasigen Bandicoots leben im offenen Grassland, wogegen die kurznasigen, Waldung vorziehen. Voll erwachsen messen sie 25 cm. Durch die Vergrößerung der Bevölkerung und die Erweiterung der Küstenstädte und Dörfer, werden die Bandicoots mehr und mehr von ihrem Habitat verdrängt. Ich hatte Glück, für viele Jahre in ihrem Habitat in Nord Queensland zu wohnen und dadurch unmittelbare Einblicke von ihrem Leben erwerben. Sie sind im allgemeinen für die Landwirtschaft nützliche Tiere, besonders im Zuckerrohr, wo sie die Engerlinge fressen die an den Wurzelstöcken vom Zuckerrohr großen Schaden anrichten. Wir wohnten sieben Jahre lang in White Rock, ein kleines Dorf einige Kilometer südlich von Cairns, wir hatten einen hohen Berg als Hintergrund, unser Haus stand neben einem kleinen Bergbach, umkränzt von Buschen und Zuckerrohr.

Es war die Ideale Habitat für Bandicoots, sowie leider auch andere, weniger erwünschte Lebewesen.


Wir hatten ein freudiges Erlebnis mit einem Bandicoot, es kam jeden Abend an die unterste Treppenstufe und ließ sich von den Kindern mit kleinen Fleischstückchen füttern. Das war etwas ungewöhnliches so nahe zu Menschen zu kommen da sie normalerweise sehr menschenscheu sind. Trotzdem die Tiere sehr interessante Eigenschaften besaßen, wir fanden jedoch, dass sie auch einen gewissen Nachteil aufwiesen und besonders wenn man in ihrer Nachbarschaft wohnte. Überall wo man Bandicoots fand, waren auch Schlangen vorhanden, weil Bandicoots ein Teil ihrer Nahrungskette sind. Aber eine besonders Besorgnis erregender Aspekt von ihnen war, sie waren die Träger und Verbreiter von der sehr giftigen, Scrub (Gestrüpp) Zecke, welche, nachdem sie sich mit Blut vollgesaugt hatte, von ihrem Gastgeber auf den Rasen fallen. Dort werden sie sich eventuell an neue „Gastgeber“ machen, wie die häuslichen Katzen und Hunde mit öfters tödlichen Folgen. Man sagt, dass die Bandicoots immun gegen das Zeckengift sind.

Wir verloren zwei Schäferhunde durch Zeckenvergiftung, trotzt der Einspritzung vom Antitoxin vom Tierarzt, welches nicht nur sehr neu in den sechziger Jahren war, sondern auch unheimlich teuer. Der Tod davon ist sehr qualvoll. In der Nacht machten sie ihre Anwesenheit bekannt durch ihr quietschendes Grunzen und wenn Männchen miteinander über Weibchen stritten dann gab es eine geräuschvolle Nacht. Leider auch ließen sie ihre Visitenkarte zurück, in der Gestalt von zahlreichen Löchern im Rasen, welches sehr ärgerlich ist für einen Besitzer von einem schön gepflegten Rasen.


Es wäre vielleicht jetzt angebracht uns näher mit den Eigenheiten von diesem kleinem interessanten Beuteltier zu befassen. Bandicoots haben die kürzeste Schwangerschaft von der Säugetierefamilie – nur zwölf und einen halben Tag. Der halbe
Tag hat eine gewisse Signifikanz, denn die Kopulation findet in der Nacht statt und die jungen werden während des Tages in der Geborgenheit vom Nest geboren. Wie es mit allen Beuteltieren der Fall ist, die Jungen sind sehr klein, unentwickelt, haarlos und können nicht sehen, sie besitzen jedoch die Fähigkeit ihren Weg in den Beutel zu finden. Die neu-geborenen Bandicoots sind nur ein Zentimeter lang. Eine der interessantesten Eigenart von dem Bandicoot ist: Der Beutel öffnet sich rückwärts und im Beutel befinden sich acht Zitzen and sie hat gewöhnlich drei bis vier Junge. Im Gegensatz zum Känguru, dessen Beutel sich nach vorn öffnet, nur zwei Zitzen hat und ein Junges. Jedes Neugeborene Bandicoot heftet sich sofort an die kleine Zitze im Beutel, welches dann anschwillt und sicher macht, dass das kleine Bandicoot nicht aus dem Beutel (zur Hintertür) herausfällt. Bild: Bitte hinten einsteigen!

Ich dachte für eine lange Zeit darüber nach warum der Beutel sich nach hinten öffnet und kam zum folgenden Schluss: um Nahrung zu finden grabt das Bandicoot Löcher mit den etwas kürzeren Vorderfüssen, würde nun der Beutel nach vorn öffnen, würde er beim Graben mit Erde gefüllt werden – und würde einen bestimmten Nachteil für die Jungen mitbringen. Was meint ihr davon? Ich bin ganz überzeugt, dass der Schöpfer sein Denkvermögen in Gebrauch nahm.

Übersetzt von meiner original Geschichte, in Englisch,welche auf dem Internet zu finden ist. Website: http://www.tintota.com

Kommentare sind immer willkommen. - Werner

Wer Englisch lesen kann, geht auf: http://www.wernercairns.com/ um zu sehen was bei uns in Australien los ist.

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