Das ist nur eine von meiner vielen Geschichten aus meinem vielfältigen Leben.
Von Werner Schmidlin Yorkeys Knob Qld. Australien
Das ist ein Auszug vom ersten Kapitel meiner Memoiren, auf Deutsch übersetzt, von meiner englischen Version. Ich war nur 15 Jahre alt, wenn diese Geschichte stattgefunden hat.
Meine Neigung, als junger Bursche, unilaterale Entscheidungen zu treffen und sie durchzuführen, hatte öfters für mich, unerwünschte Konsequenzen. Mein selbstsicheres und unabhängiges Denken sowie meine Tendenz, nie zu fragen, ob ich dies oder jenes machen könnte, oder nicht machen könnte, um eine negative Antwort zu vermeiden, war für meine Eltern und Großeltern immer Besorgnis erregend.
Es war im Jahr 1945, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, und unser Staat war von französischen Besatzungstruppen besetzt. Bischoffingen ist, wie schon seit langer Zeit, eine Landwirtschaftsgemeinde. Die meisten Landwirte hatten ihre eigene Brennerei und erzeugten Schnaps von ihren verschiedenen Obstsorten sowie ausgedrückten Trauben, und das half, ihr einkommen zu ergänzen.
Da ich viel mit dem Fahrrad umher fuhr, machte ich Bekanntschaft mit einem französischen Soldat, mit ziemlich dunkler Hautfarbe, welcher öfters an der Strasse entlang spazierte, wenn er dienstfrei war. Wir hatten ab und zu Zwiegespräche miteinander, er sprach ein wenig gebrochenes Deutsch. Manchmal fragte er mich auf meinem Fahrrad etwas umherzufahren. Ich war vielleicht etwas naiv aber ich verdächtigte nie, dass vielleicht in seinem streben mit mir freundlich zu werden, ein Hintergedankenmotiv stecken könnte. Eines war jedoch sicher, ich hätte ihn nie in einer dunklen Seitengasse treffen wollen.
Eines Tages, zu meiner großen Überraschung, fragte er mich, ob ich ihn mit etwas Schnaps beliefern konnte. Schnapps? Wiederholte ich nochmals, etwas skeptisch. Ich dachte einige Sekunden darüber nach, „was für einen Nutzen würde wohl für mich darin sein?“ „Ach ja,“ dachte ich, „wir brauchen doch Benzin für unseren Rebspritzmotor. Benzin, um diese Zeit war genauso rar wie Hühnerzähne, in anderen Worten – es gab keines für Deutsche. Die einzigen Leute, welche Benzin um diese Zeit hatten, waren die Besatzungstruppen. Mein Gehirn arbeitete wie verrückt. “Kannst du mir Benzin besorgen?“ Fragte ich ihn etwas zurückhaltend. „Ja, das kann ich,“ sagte er mit Nachdruck.
Hier entstand nun meine französische Verbindung. Ich verlangte nun von dem Franzose, dass ich für 4 Liter Schnaps 20 Liter Benzin haben wollte. Er sagte, das wäre OK und kein Problem, und mit einem Handschlag bekräftigten wir diesen zweiseitigen 'Geschäftsvertrag’. Das war nun ein höchst geheimes Unternehmen. Wir vereinbarten dass der Umtausch von Schnaps und Benzin in Flaschen gemacht werden müsste, damit der ganze Handel unauffällig bliebe – letzten Endes musste ja der Franzose das Benzin klauen. Ich dagegen, hatte mir nie in den Kopf kommen lassen, dass Schnaps von meiner Familie zu nehmen, ohne ihr Wissen oder Genehmigung und gegen Benzin umzutauschen, auch als Diebstahl betrachtet werden könnte. Schließlich, wird meine Familie nur Nutzen daraus ziehen und endlich Benzin für den Rebspritzmotor erhalten, was ich machte ist ja ganz einfach nur Umtauschhandel und nicht stehlen, so dachte ich.
Wir lagerten unseren Schnaps in großen, 20 bis 30 Liter Glasflaschen die von einem Weidenkorb eingeflochten waren. Diese Beschützung machte auch das Fehlen von einigen Liter Schnaps nicht sichtbar. Da dies ein sehr geheimes Unternehmen war, benötigten wir eine geheime Ablagestelle. Wir fanden solch eine Stelle, ein Gebüsch, am Waldesrand vom Käselberg. Solltet ihr nun denken, dass ich eine Szene aus einem Spionagethriller von einem James Bond Film abschrieb, dann seid ihr falsch daran, das war nicht der Fall, und alles ist genauso passiert, wie ich es beschreibe.
Wie in einem Schachspiel, ich dachte immer einige Züge voran. Es war mir klar, dass meine Eltern und Großeltern mir eventuell, die Frage stellen würden:
„Ja, woher hast du dieses Benzin bekommen und was hat es gekostet?“ Ich hatte natürlich eine fertige Antwort auf Lager: „Ich habe das Benzin vom Franzosen bekommen als Dank, dass ich ihn ab und zu auf meinem Fahrrad fahren ließ“. Ich konnte mir schon ein Bild machen von einen angenehmen und zugleich verblüfften Gesichtsaudruck meiner Eltern & Großeltern, wenn ich mit 20 Liter Benzin auftauchte. Auf der anderen Seite, jedoch, könnt es sein, dass ich mir etwas vormachte. Der Gedanke, dass ich vielleicht mit Feuer spielte, welches unvorhergesehene Folgen haben könnten kam mir nicht in den Kopf. Mein überwiegender Wunsch, meine Familie mit dem sehr benötigten Benzin zu überraschen inhibierte meinerseits, rationelles Denken.
Wenn die Familie nun beim Arbeiten in den Feldern oder den Reben waren füllte ich Zuhause vier Flaschen Schnaps ab. Diese, wie Wasser aussehende Flüssigkeit wurde aus verschiedenen Gründen von Leuten getrunken. Die allgemeine Norm war, man drank Schnaps in der Hauptsache um die menschliche ‚Gesundheit’ aufrecht zu erhalten. Schnaps verbesserte die Verdauung, man konnte damit so stark benebelt werden, dass man alle Sorgen vergaß, und selbstverständlich auch, zur gleichen Zeit, vertilgt es die menschlichen Darmwürmer.
Als ich mit meiner Schnapsabfüllung fertig war, mussten sie in das geheime Versteck gebracht werden – ohne irgend einen Verdacht auszulösen, ob mich jemand sehen koennte. Mit langen Hosen an, welche unten zugebunden waren steckte ich nun zwei Flaschen Schnaps in jedes Hosenbein und fuhr ganz leger zur meiner Schnapsablagestelle am Waldesrand. Nachdem ich sicher war, nicht beobachtet gewesen zu sein, legte ich die Flaschen in das Versteck.
Meine Seite, von diesem geheimen Vertrag, war nun erfüllt. Bald wird, wo einmal vier Flaschen Schnaps lagen, zwanzig Liter Benzin liegen. So dachte ich mir. Als ich einige Stunden später die Ablagestelle besuchte erwartete ich mit Vorfreude einen Behälter mit 20 Liter Benzin zu finden. Zu meinen Schock fand ich, dass der Schnaps verschwunden war, aber kein Benzin war zu finden. Es war nun ein Fall von: „Das Nest war leer und der Vogel ausgeflogen“. In meiner Naivität, kam mir das aber nicht gleich verdächtig vor. Ich dachte, dass der Kerl vielleicht beim Klauen erwischt wurde und in Haft war, oder vielleicht keine Gelegenheit hatte Benzin abzuzapfen.
Mein regelmäßiger Besuch zur der geheimen Ablagestelle, in der Hoffnung Benzin zu finden, war ergebnislos. Es kam mir jedoch etwas komisch vor, dass ich den Soldat nicht mehr spazieren gehen sah. Ich fuhr mehrere Male am Tag beim Armeelager vorbei, aber nicht einmal konnte ich nur einen flüchtigen Blick von ihm zu sehen bekommen. Nach ihm zu fragen kam aus klaren Gründen nicht in Betracht. Es muss jedoch irgendein Grund für seine Abwesenheit vorliegen grübelte ich nach. Könnte es vielleicht sein, dass er alle vier Liter Schnaps auf einmal getrunken hatte und zu krank war um Benzin abzuzapfen, oder vielleicht an Alkoholvergiftung gestorben ist?
Langsam fing es mir an zu tagen, dass etwas faul an der Sache war und ich auf einen Betrug reingefallen bin, ich faste mich mit diesem möglichen Niederschlag ab und versuchte die Angelegenheit zu vergessen. Es war meine Absicht, dass niemand etwas davon erfahren würde. Es ging jedoch nicht an mir verloren, dass es für mich eine bedeutsame Lehre war, nicht jedem Menschen zu trauen und dazu noch vier Flaschen Schnaps als Lehrgeld zu bezahlen.
Nach etwa zwei Wochen, während einer Fahrradfahrt in der Gegend herum, fand ich wieder mein ‚Benzinlieferant’ beim spazieren gehen. „Wie steht’s mit meinem Benzin,“ wollte ich wissen. Er hatte allerhand Ausreden. Er sei krank gewesen und konnte kein Benzin abzapfen und er versicherte mir, innerhalb von zwei Tagen mich mit Benzin zu beliefern.
Er war so überzeugend, dass ich momentan, meine vorher gemachte „Lehrgeld Bezahlung“ vergaß, fremden Leuten, und besonders früheren Feinden, nicht vertauen soll hatte sich noch nicht in mein Gehirn eingesickert. Als er mich nun noch einmal fragte, ihm das Fahrrad zu leihen, gab ich es ihm, dummerweise, noch einmal. Ich schaute nun zu, wie er mit meinem Fahrrad in der Ferne von meiner Sicht verschwand.
Nachdem ich nun eine sehr lange Zeit auf seine Rückkehr und mein Fahrrad wartete, lief ich, etwas bedrückt, nach Hause. Als es nun gegen Abend ging ohne mein Fahrrad zurückzuhaben, gab es für mich keine andere Alternative, als meinen Eltern und Großeltern zu erzählen, was vorgekommen war. Ich betrachte die Situation in welcher ich mich fand, ganz genau, aber ich kam zum Schluss, dass es keinen Ausweg gab, die Wahrheit von dieser Episode von A bis Z zu schildern. Meine Eltern und Großeltern, wussten nur zu gut, meine Fähigkeit solche Eskapaden auszuführen und waren nicht überaus schockiert meine Geschichte zu hören und gewährten mir eine gewisse Toleranz, zugunsten meiner guten Absicht.
Großvater rief sofort die Polizei in Oberrotweil an. Der Polizeibeamte kam bald darauf mit dem Fahrrad an und fragte mich einige zweckdienliche Fragen und anschließend informierte er den französischen Kommandant in Oberrotweil darüber. Bald darauf, erschien bei uns der Kommandant und zwei andere Offiziere, einer davon war der Dolmetscher. Alle waren sehr freundlich und die ganze Angelegenheit wurde in einer freundlichen Atmosphäre besprochen. Sie zeigten mir verschiedene Bilder von welchen ich meinen angeblichen Benzinlieferant identifizierte. Von der „Körpersprache’ von diesen drei französischen Soldaten konnte ich ersehen, dass sie diesen Soldat schon von vorhergehenden Ereignissen her kannten.
Nachdem alles besprochen war, verabschiedeten sich die drei Soldaten, und zu unserer großen Überraschung boten sie uns an Benzin zu geben, was wir dankend annahmen. Wir fanden das sehr erstaunenswert und sagten nachher, was für eine schöne Geste das war, freundliche Beziehungen zu fördern – und insbesondere, von unserem früheren Feind. Von diesem Zeitpunk an, begegnete ich nie wieder dem, in jeder Hinsicht, ‚dunklen’ Soldaten.
Der französische Kommandant war aber nicht der gleiche Hitzkopf, welcher meinem Vater die Leviten verlesen hatte, weil er seine Mütze nicht abnahm als wir am Lager vorbeifuhren, als sie im Begriff waren, ihre Flagge zu hissen. Aber das ist eine andere Geschichte und ist ausführlich im ersten Kapitel von meinen Memoiren beschrieben. Es wäre nun noch interessant, zu erwähnen, dass dieser freundliche Kommandant, nachdem er die Militärkarriere beendete und in Ruhestand trat, eine deutsche Frau heiratete und sich in Oberrotweil ansässig machte.
Bienenzucht war, wie es der Zufall wollte, unser gemeinsames Hobby. Das gegenseitige Interesse von Bienenzucht brachte uns wieder zusammen und wir bildeten eine exzellente Freundschaft miteinander. Wir besuchten uns gegenseitig und über manche Tasse Kaffee oder ein Glas Wein, redeten wir über Bienen und in retrospektive kamen wir manchmal zur Benzinaffäre zurück. Die Moral davon ist, es zeigt, wie sich Situationen und Gesinnungen mit der Zeit ändern können, und Feinde, Freunde werden können.
Mein Zitat für heute. - Werner
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. - Konrad Adenauer
Meine Neigung, als junger Bursche, unilaterale Entscheidungen zu treffen und sie durchzuführen, hatte öfters für mich, unerwünschte Konsequenzen. Mein selbstsicheres und unabhängiges Denken sowie meine Tendenz, nie zu fragen, ob ich dies oder jenes machen könnte, oder nicht machen könnte, um eine negative Antwort zu vermeiden, war für meine Eltern und Großeltern immer Besorgnis erregend.
Es war im Jahr 1945, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, und unser Staat war von französischen Besatzungstruppen besetzt. Bischoffingen ist, wie schon seit langer Zeit, eine Landwirtschaftsgemeinde. Die meisten Landwirte hatten ihre eigene Brennerei und erzeugten Schnaps von ihren verschiedenen Obstsorten sowie ausgedrückten Trauben, und das half, ihr einkommen zu ergänzen.
Da ich viel mit dem Fahrrad umher fuhr, machte ich Bekanntschaft mit einem französischen Soldat, mit ziemlich dunkler Hautfarbe, welcher öfters an der Strasse entlang spazierte, wenn er dienstfrei war. Wir hatten ab und zu Zwiegespräche miteinander, er sprach ein wenig gebrochenes Deutsch. Manchmal fragte er mich auf meinem Fahrrad etwas umherzufahren. Ich war vielleicht etwas naiv aber ich verdächtigte nie, dass vielleicht in seinem streben mit mir freundlich zu werden, ein Hintergedankenmotiv stecken könnte. Eines war jedoch sicher, ich hätte ihn nie in einer dunklen Seitengasse treffen wollen.
Eines Tages, zu meiner großen Überraschung, fragte er mich, ob ich ihn mit etwas Schnaps beliefern konnte. Schnapps? Wiederholte ich nochmals, etwas skeptisch. Ich dachte einige Sekunden darüber nach, „was für einen Nutzen würde wohl für mich darin sein?“ „Ach ja,“ dachte ich, „wir brauchen doch Benzin für unseren Rebspritzmotor. Benzin, um diese Zeit war genauso rar wie Hühnerzähne, in anderen Worten – es gab keines für Deutsche. Die einzigen Leute, welche Benzin um diese Zeit hatten, waren die Besatzungstruppen. Mein Gehirn arbeitete wie verrückt. “Kannst du mir Benzin besorgen?“ Fragte ich ihn etwas zurückhaltend. „Ja, das kann ich,“ sagte er mit Nachdruck.
Hier entstand nun meine französische Verbindung. Ich verlangte nun von dem Franzose, dass ich für 4 Liter Schnaps 20 Liter Benzin haben wollte. Er sagte, das wäre OK und kein Problem, und mit einem Handschlag bekräftigten wir diesen zweiseitigen 'Geschäftsvertrag’. Das war nun ein höchst geheimes Unternehmen. Wir vereinbarten dass der Umtausch von Schnaps und Benzin in Flaschen gemacht werden müsste, damit der ganze Handel unauffällig bliebe – letzten Endes musste ja der Franzose das Benzin klauen. Ich dagegen, hatte mir nie in den Kopf kommen lassen, dass Schnaps von meiner Familie zu nehmen, ohne ihr Wissen oder Genehmigung und gegen Benzin umzutauschen, auch als Diebstahl betrachtet werden könnte. Schließlich, wird meine Familie nur Nutzen daraus ziehen und endlich Benzin für den Rebspritzmotor erhalten, was ich machte ist ja ganz einfach nur Umtauschhandel und nicht stehlen, so dachte ich.
Wir lagerten unseren Schnaps in großen, 20 bis 30 Liter Glasflaschen die von einem Weidenkorb eingeflochten waren. Diese Beschützung machte auch das Fehlen von einigen Liter Schnaps nicht sichtbar. Da dies ein sehr geheimes Unternehmen war, benötigten wir eine geheime Ablagestelle. Wir fanden solch eine Stelle, ein Gebüsch, am Waldesrand vom Käselberg. Solltet ihr nun denken, dass ich eine Szene aus einem Spionagethriller von einem James Bond Film abschrieb, dann seid ihr falsch daran, das war nicht der Fall, und alles ist genauso passiert, wie ich es beschreibe.
Wie in einem Schachspiel, ich dachte immer einige Züge voran. Es war mir klar, dass meine Eltern und Großeltern mir eventuell, die Frage stellen würden:
„Ja, woher hast du dieses Benzin bekommen und was hat es gekostet?“ Ich hatte natürlich eine fertige Antwort auf Lager: „Ich habe das Benzin vom Franzosen bekommen als Dank, dass ich ihn ab und zu auf meinem Fahrrad fahren ließ“. Ich konnte mir schon ein Bild machen von einen angenehmen und zugleich verblüfften Gesichtsaudruck meiner Eltern & Großeltern, wenn ich mit 20 Liter Benzin auftauchte. Auf der anderen Seite, jedoch, könnt es sein, dass ich mir etwas vormachte. Der Gedanke, dass ich vielleicht mit Feuer spielte, welches unvorhergesehene Folgen haben könnten kam mir nicht in den Kopf. Mein überwiegender Wunsch, meine Familie mit dem sehr benötigten Benzin zu überraschen inhibierte meinerseits, rationelles Denken.
Wenn die Familie nun beim Arbeiten in den Feldern oder den Reben waren füllte ich Zuhause vier Flaschen Schnaps ab. Diese, wie Wasser aussehende Flüssigkeit wurde aus verschiedenen Gründen von Leuten getrunken. Die allgemeine Norm war, man drank Schnaps in der Hauptsache um die menschliche ‚Gesundheit’ aufrecht zu erhalten. Schnaps verbesserte die Verdauung, man konnte damit so stark benebelt werden, dass man alle Sorgen vergaß, und selbstverständlich auch, zur gleichen Zeit, vertilgt es die menschlichen Darmwürmer.
Als ich mit meiner Schnapsabfüllung fertig war, mussten sie in das geheime Versteck gebracht werden – ohne irgend einen Verdacht auszulösen, ob mich jemand sehen koennte. Mit langen Hosen an, welche unten zugebunden waren steckte ich nun zwei Flaschen Schnaps in jedes Hosenbein und fuhr ganz leger zur meiner Schnapsablagestelle am Waldesrand. Nachdem ich sicher war, nicht beobachtet gewesen zu sein, legte ich die Flaschen in das Versteck.
Meine Seite, von diesem geheimen Vertrag, war nun erfüllt. Bald wird, wo einmal vier Flaschen Schnaps lagen, zwanzig Liter Benzin liegen. So dachte ich mir. Als ich einige Stunden später die Ablagestelle besuchte erwartete ich mit Vorfreude einen Behälter mit 20 Liter Benzin zu finden. Zu meinen Schock fand ich, dass der Schnaps verschwunden war, aber kein Benzin war zu finden. Es war nun ein Fall von: „Das Nest war leer und der Vogel ausgeflogen“. In meiner Naivität, kam mir das aber nicht gleich verdächtig vor. Ich dachte, dass der Kerl vielleicht beim Klauen erwischt wurde und in Haft war, oder vielleicht keine Gelegenheit hatte Benzin abzuzapfen.
Mein regelmäßiger Besuch zur der geheimen Ablagestelle, in der Hoffnung Benzin zu finden, war ergebnislos. Es kam mir jedoch etwas komisch vor, dass ich den Soldat nicht mehr spazieren gehen sah. Ich fuhr mehrere Male am Tag beim Armeelager vorbei, aber nicht einmal konnte ich nur einen flüchtigen Blick von ihm zu sehen bekommen. Nach ihm zu fragen kam aus klaren Gründen nicht in Betracht. Es muss jedoch irgendein Grund für seine Abwesenheit vorliegen grübelte ich nach. Könnte es vielleicht sein, dass er alle vier Liter Schnaps auf einmal getrunken hatte und zu krank war um Benzin abzuzapfen, oder vielleicht an Alkoholvergiftung gestorben ist?
Langsam fing es mir an zu tagen, dass etwas faul an der Sache war und ich auf einen Betrug reingefallen bin, ich faste mich mit diesem möglichen Niederschlag ab und versuchte die Angelegenheit zu vergessen. Es war meine Absicht, dass niemand etwas davon erfahren würde. Es ging jedoch nicht an mir verloren, dass es für mich eine bedeutsame Lehre war, nicht jedem Menschen zu trauen und dazu noch vier Flaschen Schnaps als Lehrgeld zu bezahlen.
Nach etwa zwei Wochen, während einer Fahrradfahrt in der Gegend herum, fand ich wieder mein ‚Benzinlieferant’ beim spazieren gehen. „Wie steht’s mit meinem Benzin,“ wollte ich wissen. Er hatte allerhand Ausreden. Er sei krank gewesen und konnte kein Benzin abzapfen und er versicherte mir, innerhalb von zwei Tagen mich mit Benzin zu beliefern.
Er war so überzeugend, dass ich momentan, meine vorher gemachte „Lehrgeld Bezahlung“ vergaß, fremden Leuten, und besonders früheren Feinden, nicht vertauen soll hatte sich noch nicht in mein Gehirn eingesickert. Als er mich nun noch einmal fragte, ihm das Fahrrad zu leihen, gab ich es ihm, dummerweise, noch einmal. Ich schaute nun zu, wie er mit meinem Fahrrad in der Ferne von meiner Sicht verschwand.
Nachdem ich nun eine sehr lange Zeit auf seine Rückkehr und mein Fahrrad wartete, lief ich, etwas bedrückt, nach Hause. Als es nun gegen Abend ging ohne mein Fahrrad zurückzuhaben, gab es für mich keine andere Alternative, als meinen Eltern und Großeltern zu erzählen, was vorgekommen war. Ich betrachte die Situation in welcher ich mich fand, ganz genau, aber ich kam zum Schluss, dass es keinen Ausweg gab, die Wahrheit von dieser Episode von A bis Z zu schildern. Meine Eltern und Großeltern, wussten nur zu gut, meine Fähigkeit solche Eskapaden auszuführen und waren nicht überaus schockiert meine Geschichte zu hören und gewährten mir eine gewisse Toleranz, zugunsten meiner guten Absicht.
Großvater rief sofort die Polizei in Oberrotweil an. Der Polizeibeamte kam bald darauf mit dem Fahrrad an und fragte mich einige zweckdienliche Fragen und anschließend informierte er den französischen Kommandant in Oberrotweil darüber. Bald darauf, erschien bei uns der Kommandant und zwei andere Offiziere, einer davon war der Dolmetscher. Alle waren sehr freundlich und die ganze Angelegenheit wurde in einer freundlichen Atmosphäre besprochen. Sie zeigten mir verschiedene Bilder von welchen ich meinen angeblichen Benzinlieferant identifizierte. Von der „Körpersprache’ von diesen drei französischen Soldaten konnte ich ersehen, dass sie diesen Soldat schon von vorhergehenden Ereignissen her kannten.
Nachdem alles besprochen war, verabschiedeten sich die drei Soldaten, und zu unserer großen Überraschung boten sie uns an Benzin zu geben, was wir dankend annahmen. Wir fanden das sehr erstaunenswert und sagten nachher, was für eine schöne Geste das war, freundliche Beziehungen zu fördern – und insbesondere, von unserem früheren Feind. Von diesem Zeitpunk an, begegnete ich nie wieder dem, in jeder Hinsicht, ‚dunklen’ Soldaten.
Der französische Kommandant war aber nicht der gleiche Hitzkopf, welcher meinem Vater die Leviten verlesen hatte, weil er seine Mütze nicht abnahm als wir am Lager vorbeifuhren, als sie im Begriff waren, ihre Flagge zu hissen. Aber das ist eine andere Geschichte und ist ausführlich im ersten Kapitel von meinen Memoiren beschrieben. Es wäre nun noch interessant, zu erwähnen, dass dieser freundliche Kommandant, nachdem er die Militärkarriere beendete und in Ruhestand trat, eine deutsche Frau heiratete und sich in Oberrotweil ansässig machte.
Bienenzucht war, wie es der Zufall wollte, unser gemeinsames Hobby. Das gegenseitige Interesse von Bienenzucht brachte uns wieder zusammen und wir bildeten eine exzellente Freundschaft miteinander. Wir besuchten uns gegenseitig und über manche Tasse Kaffee oder ein Glas Wein, redeten wir über Bienen und in retrospektive kamen wir manchmal zur Benzinaffäre zurück. Die Moral davon ist, es zeigt, wie sich Situationen und Gesinnungen mit der Zeit ändern können, und Feinde, Freunde werden können.
Mein Zitat für heute. - Werner
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. - Konrad Adenauer
Hallo lieber Werner,
AntwortenLöschenDeinen neuen Eintrag habe ich wieder mit großem Interesse und Schmunzeln gelesen!
Einfach herrlich! Das geht halt auf keine Kuhhaut was du schon alles erlebt hast.
Liebe Grüße Heidi