Eine Geschichte aus dem Leben von Werner Schmidlin.
Unser Pferd bekam ihren Namen angesichts ihrer Haarfarbe, rötlich wie ein Fuchs. Die einzige andere Farbe an ihr war ein weißer Streifen an ihrem Kopf.
Bild. Fuchs und ich (10 Jahre alt) während des Zweiten Weltkrieges.(Doppelklicken am Bild vergrößert es) Ich hatte Fuchs sehr gerne und bin richtig an ihr gehangen. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich Tränen vergossen hatte als sie starb. Man könnte sagen, dass Fuchs unser 1 PS Motor war. Sie zog unser Wagen geladen mit unseren Landwirtschaftsprodukten, oder, wenn wir irgendwo hinfahren wollten. Ja, so ist man damals in der Gegend herumgefahren und es vergingen noch viele Jahre bis sich das änderte und die Leute Autos und Tracktoren hatten. Bis zu dieser Umstellung, zog Fuchs auch alle unsere Ackergeräte und manchmal auch im Winter den großen Schlitten und wir machten eine Rundfahrt durch die winterliche Landschaft. Aber meine allergrößte Freunde hatte ich, wenn ich mit Fuchs am Wochenende reiten ging - und der beste „Bonus“ den wir von Fuchs erhielten war die Geburt von zwei Fohlen.
Im Sommer setzten wir Fuchs eine Ohrenkappe auf um zu verhindern, dass keine quälende Insekten in ihre Ohren gingen and sie dauernd ihren Kopf schütteln musste. Ich war 12 Jahre alt als dieses Bild gemacht wurde und wie ihr es bestimmt vermutet, war es Sommer und demzufolge war ich „oben ohne“ und wie alle jungen Leute meiner Zeit, ich benutzte Hosenträger um meine Hosen zu halten – kein Gürtel.
Fuchs war ein außergewöhnliches Pferd, was Pferde anbetrifft und ich kann es am besten mit dem Charakterzug von Hunden vergleichen – freundlich zu ihren eigenen Leuten aber misstrauisch gegenüber Fremden. Ja, genau, das war unser „schlauer“ Fuchs und ich bin seither nie wieder mit solch einem Pferd zusammengekommen. Wenn Fremde in ihre Nähe kamen legte sie ihre Ohren zurück, schüttelte ihren Kopf und gab ihnen einen Blick der töten könnte – und manchmal sogar, um der Sache extra Nachdruck zu verleihen, zog sie ihre Lippen hoch und zeigte ihre großen Zähne. Das war auch offensichtlich der Grund, warum die deutsche Wehrmacht *sie nicht haben wollte. Alle unsere Dorfbewohner wussten Bescheid über unseren Fuchs und wenn sie irgendwo geparkt war, gingen die Leute ihr weit aus ihrem Weg.
* In 1939 am Anfang des Zweiten Weltkrieges kamen einige Wehrmachtoffiziere und Soldaten nach Bischoffingen um gesunde und starke Pferde für den Kriegseinsatz zu konfiszieren. Unser Fuchs war einer der ausgewählten Pferde und ich machte mir Sorgen ihn zu verlieren and höchstwahrscheinlich sie nie wieder zu sehen. Aber unser schlauer Fuchs hatte andere Ideen und wollte auf keinen Fall zur Wehrmacht eingezogen werden. Getreu zu ihrem Stil zeigte sie der Wehrmacht ihre andere Seite.
Ein Soldat hielt sie am Zügel und war dabei sie wegzuführen, aber Fuchs legte ihre Ohren zurück, zog ihre Lippen hoch, schüttelte ihren Kopf, zog zur Seite und fing an zu bocken. Verängstigt liest der Soldat den Zügel los und Fuchs rannte weg – und all dies wurde vom Kommandeur der Militärgruppe beobachtet.
Bitte umdrehen! Es nahm dem Offizier nur einige Sekunden zur Erkenntnis zu kommen, dass diese Stute zu problematisch für die Wehrmacht wäre - und zu meiner Freunde, wurde Fuchs als untauglich für den Wehrdienst erklärt.
Ich kann mich noch ganz genau an ein besonderes Ereignis im betreffs zu Fuchs erinnern, als wäre es erst vor ein paar Tagen passiert. Wie es so üblich war kauften wir immer vor dem Winter Kohle zur Heizung für den Winter. Die Kohlen kamen in mehreren Eisenbahnwagen und wir mussten unseren Bedarf am Bahnhof holen. Großvater sagte zu mir, „ich gehe zum Kohlen holen willst du mit mir kommen?“ Das brauchte er nur einmal fragen und ich sagte „ja, ich komme mit“. Mit Wagen und Fuchs fuhren wir dann zuerst auf die Brückenwaage vor dem Winzerkeller um gewogen zu werden und dasselbe wurde nochmals wiederholt nachdem der Wagen mit Kohle geladen war um herauszufinden für wie viel Kohle wir bezahlen mussten.
Als wir am Bahnhof ankamen fanden wir eine lange Wagenschlange vor uns und die Leute schlenderten umher. Nur zwei Kohlenwagen wurden zur gleichen Zeit geöffnet und man musste die Kohlen selber in den eigenen Wagen schaufeln und die ganze Sache ging langsam vor sich. Aber niemand war in einer Eile, es war eine gute Gelegenheit miteinander zu plaudern and landwirtschaftliche Angelegenheiten zu besprechen oder Erfahrungen auszutauschen. Aber das Thema das immer unvermeidlich auftauchte war der Krieg. Aber über den Krieg zu diskutieren musste man ganz vorsichtig sein, etwas Schlechtes über die Regierung zu sagen konnte grässliche Folgen haben und man wusste nie ob ein Spitzel zwischen den Leuten war. Großvater, besonders, war kein Verehrer der Nazis.
Unser Fuchs wurde regelmäßig von unserm Dorfschmied beschlagen und die beiden hatten nichts füreinander übrig. Wie es sich so zufällig ergeben hat stand Großvater etwa ein Meter entfernt von Fuchs’ Hinterteil und plauderte mit jemand und hatte keine Ahnung, dass der Dorfschmied, der auch Kohlen holte, sich dem Fuchs näherte. Fuchs erkannte den Geisser Schmied sofort, legte die Ohren zurück, schüttelte den Kopf und wieherte -und zur gleichen Zeit kickte sie mit ihren Hinterfüßen seitwärts und Großvater „ging fliegen.“
Der Gesichtausdruck von Fuchs nach dieser Hinterfüβe Akrobatik sagte: "Es tut mir leid das war nicht für dich gemeint sondern für den verfluchten Schmied und schade, dass solch ein erstklassischer Pferdekick an die falsche Person ging, aber ich hatte hinten ja keine Augen“.
Großvater hatte natürlich Fuchs vergeben denn er wusste genau für wen dieser Kick gemeint war. Großvater war halt einfach am falschen Platz zur falschen Zeit. Das Endresultat jedoch war; Großvater hatte ein ziemlich farbenprächtiges Hinterteil, hervorstehend waren die Farben blau, grün & violet. Es brauchte eine lange Zeit bis Großvaters Gesäß and harte Sitzplätze sich wieder einander vertragen konnten.
Nachschrift: Ich kann mich noch gut daran erinnern und es mir noch genau und bildlich vorstellen. Wir hatten geschlachtet and waren im Zimmer und der Metzger war gerade beim Würste machen als Großvater aus dem Schlafzimmer kam uns mit dem halb entblößten Backen von seinem Gesäß darbot, ja, nur den halben – die andere Hälfte, so sagte er, sei genau so Farbenprächtig wie die halbe die er zeigte.
Ich hoffe nun, dass euch diese kleine Geschichte - ein kleiner Ausschnitt von meinem vielfältigem Leben, gefallen hat.
Auf Deutsch übersetzt, März 2005
Dienstag, 25. August 2009
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